Grundsteinlegung für das Dorf Neu-Kocho und offizielle Einweihung des Friedhofs Kocho
Heute wurde der Grundstein für das Dorf Neu-Kocho gelegt. Damit beginnen die Bauarbeiten für ein neues Zuhause für die Überlebenden des Massakers von Kocho.
Am 15. August 2014 wurden 518 Jesidinnen und Jesiden von den Milizen der IS getötet und ihr Dorf Kocho vollständig zerstört. Die meisten Männer und älteren Frauen wurden ermordet, jüngere Frauen und Kinder wurden gefangen genommen. Mehr als 17 Massengräber wurden in der Gegend entdeckt. Das Dorf gibt es so nicht mehr. Und für die Überlebenden ist der Wideraufbau des alten Dorfes zu traumatisch ist, um sich dort wieder anzusiedeln.
In den letzten Jahren hat sich Nadia's Initiative, deren Gründerin und Vorsitzende Nadia Murad eine Überlebende von Kocho ist, für den Aufbau eines neuen Dorfes eingesetzt.
Diese neue Gemeinschaft wird mehr als nur Gebäude und eine physische Struktur darstellen. Das neue Dorf ist ein wichtiges Symbol und Teil der Bemühungen um Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Gemeinschaft ist. Mit finanzieller Unterstützung von USAID werden Nadia's Initiative und IOM Irak über 130 Häuser für fast 520 Überlebende bauen, mit Grünflächen, einer Schule, einem Gemeindezentrum, einem Gesundheitszentrum und Platz für kleine Geschäfte.
Nadia Murad sagt: „Ich bin in Kocho aufgewachsen und habe mir nie eine solche Zukunft für mein Dorf vorgestellt. Ich hatte mir ein Kocho vorgestellt, in dem ich in die Fußstapfen der Frauen des Dorfes treten könnte, wie meine Mutter, um eine Familie zu gründen und mit meinen Freunden und Nachbarn alt zu werden. Das Massaker von 2014 hat alles verändert. Aber mit diesem neuen Dorf müssen wir die Geschichte von Kocho weiter erzählen und eine starke, lebendige Gemeinschaft aufbauen.”
Am selben Tag, an dem das Fundament für das neue Dorf gelegt wurde, fand eine Zeremonie zur offiziellen Eröffnung des Friedhofs von Kocho statt. Der neue Friedhof wird die letzte Ruhestätte für Hunderte von Männern, Frauen, Jungen und Mädchen aus Kocho sein, die am 15. August 2014 vom IS ermordet wurden.
Obwohl bisher nur 153 Leichen an ihre Familien zurückgegeben und auf dem Friedhof beigesetzt wurden, gehen die Bemühungen um die Exhumierung und Rückgabe von jesidischen Leichen aus Massengräbern in der Region weiter.
Der Friedhof von Kocho wurde von Nadia's Initiative, IOM Irak und USAID auf Wunsch der Überlebenden angelegt, die ihre Angehörigen in Würde bestatten wollten.
Durch die Bestattung von Familienangehörigen und Freunden können die Überlebenden nicht nur Abschied nehmen und den Heilungsprozess einleiten, sondern auch sicherstellen, dass die jesidischen Bräuche und Riten weiterleben. Damit widersetzen sie sich dem Ziel des IS, die Gemeinschaft und ihre Kultur auszulöschen.
Der Bau des Friedhofes von Kocho und der Aufbau des Dorfes Neu-Kocho ist ein wichtiger Schritt in Richtung Gerechtigkeit für die Überlebenden, sollte aber nicht als letzter Schritt betrachtet werden. Es bleibt noch viel zu tun, einschließlich der Erhaltung des alten Dorfes, um sicherzustellen, dass sich zukünftige Generationen an die Ereignisse von 2014 erinnern.
Das Leid der Überlebenden von Kocho und der gesamten jesidischen Gemeinschaft wird andauern, solange Tausende von Menschen vermisst werden und die sterblichen Überreste der während des Völkermords Getöteten nicht identifiziert und zurückgegeben wurden.
Der heutige Tag ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Gerechtigkeit für die Jesiden und gleichzeitig ein Aufruf zum Handeln für die Arbeit, die noch vor uns liegt.
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Der Aufbau des Dorfes Neu-Kocho wird von Nadia's Initiative, IOM Irak, UNDP Irak und USAID unterstützt. Der Bau des Friedhofs von Kocho wurde von Nadia's Initiative, IOM Irak und USAID unterstützt.